Segeltörn


von 1999 bis 2009

 

Meine beliebteste Sportart

war Segeln nie, obwohl ich Wasser, Wellen und Tauchen liebe. Denn sobald das Boot über Wellen tanzte wurde ich seekrank. Dennoch lockte mich das romantische Abenteuer einer Weltumseglung. Auf meinem ersten Flug um die Welt kam der mentale Durchbruch auf der Insel Ovalau in Fiji, als ich die türkisblaue Bucht vor dem Ort überflog und unter mir ein 2-Master vor Anker lag. Der Anblick des Schoners war Romantik pur. Am folgenden morgen, als das Tuk-tuk des Motors mich weckte, sah ich den Schoner mit aufgesetzten Segeln am Horizont verschwinden. Der Anblick gab mir derart romantische Impulse, das ich, mein erster Weltflug war noch nicht zu ende, schon mein nächstes Abenteuer vor Augen hatte, eine Weltreise mit dem Segelboot.

Ein 2-Mast Clipper

in der Long Beach Marina erfüllte meinen Traum. Es war ein altes romantisches Holzboot, das 1965 in Japan gebaut worden war, in exellenter Handwerksarbeit mit Mahagoniplanken, Teakdeck, Eichespanten und Sprucemasten. Es war bestens instandgehalten, zwölf Meter lang inklusive Bow Sprit, und ideal zum Einhandsegeln. Ich kaufte sie und taufte sie Ala di Sabah.

Nach dem Feuerwerk 2000

in Long Beach, setzte ich alle drei Segel meiner Ala di Sabah und verließ Kalifornien in Richtung Mexico. Schon auf dem Weg nach Puerto Vallarta lag ich das erste mal auf der Seite, als mir der Hurrikan Aletta zu nahe kam. Meine Seekrankheit erlebte ihren Höhepunkt und ich glaubte das Boot in Mexiko verkaufen zu müssen. Elf Tage später, als ich in Puerto Vallarta einlief, war ich ein gestandener Seemann.

Die Westküste Zentralamerikas

ist ein traumhaftes Segelgebiet und ich erlebte zum ersten Mal die Gemeinschaft und Verbundenheit der Fahrtensegler:  einander helfen, gemeinsame Törns genießen und täglich Partys feiern.

Piraten überfielen mich

eines Nachts in Ecuador, wobei ein 9 mm Geschoss in meiner Brust landete. Ich überlebte dank eines anderen Seglers und der Hilfe der Fischer im Dorf. Drei Monate später wurde mir die Kugel in Deutschland vom Herzen entfernt und sechs Monate später feierte ich mit vier Skydives über dem Strand von Salinas, das kleine Miami von Ecuador, meinen zweiten Geburtstag.

Die Galapagos Inseln

sind ein Naturparadies, ob über oder unter dem Wasser, mit Riesenschildkröten, Leguanen, exotischen Vögeln, riesigen Seegurken und vielen Spezies die es nur dort gibt.

Die Pazifik Passage zu den Marquesas Inseln

war eine dreiwöchige Reise meiner Seele in die Unendlichkeit, mit dem Gefühl 'ein riesiger Ozean und ein winziges ich'. In der paradiesischen Inselwelt der Tuamotus erlebte ich eine Unterwasserwelt in schönster Farbenpracht, und da mein Mizzenmast brach verbrachte ich mit Freude ein weiteres halbes Jahr in French Polynesien.

Über die Cookinseln

ging es nach Tonga, das ich von meinem Abenteuer Flug aus der Vogelperspektive kannte. Fiji war mit seinen tausend Inseln ein weiteres Segelparadies, wie auch Vanuatu und die Salomonen.

In Papua-Neuguinea

besuchte ich erneut die Stadt Rabaul, deren Schönheit mich auf meinem Abenteuerflug beeindruckt hatte. Leider war die Stadt 1996 unter der Asche des Matupit Vulkans versunken und die meisten Bewohner hatten sie verlassen. Nach zwei Tagen verließ auch ich die Stadt, da mein Boot mit schwarzem Lavastaub bedeckt, vom immer noch aktiven Vulkan, zugedeckt war. Ich segelte weiter nach Norden zu den Eremiteninseln, die ein ehemals deutsches Kolonialgebiet waren. Als deutscher Ingenieur war ich herzlich willkommen, um Außenborder und Kanus zu reparieren. Im Austausch erhielt ich notwendige Lebensmittel für die man in Europa viel Geld bezahlte, Lobster.        

Über Mikronesien

segelte ich zu den Philippinen, wo ich mit dem Rest der Welt wieder verbunden war. Für ein halbes Jahr genoss ich die Lebensfreude der Philippinos, die mir wie eine Mischung aus Hollywood und spanischer Geschichte erschienen. Dank schlechten Wetters, schaffte ich es ohne Zwischenfall durch die piratenverseuchte Zulu See nach Borneo.

Ununterbrochener Schiffsverkehr

im Chinesichen Meer ließ kein Nickerchen zu, ob tagsüber oder nachts. Schon 50 Meilen vor Singapur begann auf dem Meer die Rush Hour, die in der Meerenge vor der Stadt ihren Höhepunkt fand. In der Piratenallee, der Strasse von Malakka, hatte der malaysische Küstenschutz die Piraten unter Kontrolle, aber nicht die vielen unmarkierten Fischernetze in der Nacht, von denen eines in meinem Propeller endete.

Der Tsunami Welle in Thailand, 2004,

entging ich nur knapp, da ich eine halbe Stunde vor Eintreffen der Welle die Marina verlassen hatte und damit der Gefahr an den Ufern entging. Doch die folgenden Tage waren von Trauer geprägt, als tausende Opfer geborgen wurden

Asien und das Chinesische Meer

hielten mich drei Jahre fest, weil Malaysia, Thailand und Singapur ein Paradies für Segler sind, mit traumhaften Ankerplätzen, modernen Marinas und exotischen Restaurants. Wo lächelnde Thaigirls mich daran hinderten meine Leinen zu lösen.

Traumhafte Inseln

und tödliche Riffe umgaben mich in den Malediven, wo der Spruch "Jeder Seemann findet sein Riff" auch mich traf. Nur mit Glück konnte ich meine Ala di Sabah vom Riff ziehen und vor dem Zerschellen retten.

Der Indische Ozean

zeigte sich von seiner schlechtesten Seite und mein elf Tage Törn zu den Seychellen wurde zu einer Tortur am Wind. Das schlechte Wetter hielt an und ich erreichte mein nächstes Ziel Madagaskar auf dem Umweg über die Komoren Inseln.

Madagaskar bot schöne Buchten

und Ankerplätze, die ich als Einhandsegler nur zur Hälfte genießen konnte, da ein unbewachtes Boot in Madagaskar bei der Rückkehr oft leer war. Auf See sind die Madagassen exzellente Lastensegler, bis auf den, der mich am Ankerplatz rammte.

Entlang der Küste Mozambiques

segelte ich nach Südafrika und musste zum ersten Mal auf meinem Segeltörn, nur wenige Seemeilen vor meinem Ziel in Südafrika, beidrehen und zurücksegeln. Zu stark war der plötzlich aufkommende Wind aus der Antarktis. Das Segeln im Agulhas Strom gen Süden, mit schnell wechselnden Winden, war ein grausames Nervenspiel.

Als Weißer in Südafrika

war ich nicht überall gern gesehen und nur in den Marinas entlang der Küste fühlte ich mich sicher. In Kapstadt glaubte ich am Ende der Welt zu sein, doch es war eine pulsierende Weltstadt. Südafrikanische Yachties halfen mir mein am Riff beschädigtes Ruder zu erneuern und zeigten mir die Schönheit des Landes.

Der Südatlantik,

mit kalten Winden und Querwellen aus der Antarktis, machte meinen Törn nach Norden nass, kalt und ungemütlich. Nach zwei Wochen auf See erschien mir die Insel St. Helena wie eine im Nebel verhüllte Burgfestung, irgendwo im Niemandsland. Weitere drei Wochen kämpfe ich mich über den Südatlantik und erreiche Salvador do Bahia mit letzter Kraft.

Caipirinha und Samba,

sowie die exzellenten al Kilo-Restaurants, brachten mich wieder zu Kräften, aber ich fühlte, dass zehn Jahre auf den Ozeanen dieser Erde für mich genug waren. Entsprechend meiner Philosophie, das alles in unserem Leben zur richtigen Zeit passiert, stand plötzlich ein brasilianisches Ehepaar neben meiner Ala di Sabah.
“We love your boat, we like to buy it“, sagten sie. 

 

Drei Tage später saß ich im Flugzeug nach Deutschland und begann einen neuen Lebensabschnitt:  

 

Deutschland nach 25 Jahren