Der Campertrip
von 1973 bis 1975
Der erste Schritt
unserer ‚grossen Reise’ waren kleine Touren in Europa, dem Mittleren Osten und durch die USA. Jede dieser Touren verstärkte unseren Wunsch die Welt mit dem Camper zu umrunden. Wir lasen hunderte von Reiseberichten und traten mit Menschen in Kontakt, welche die verschiedensten Kontinente bereist hatten. Das Leuchten in ihren Augen, wenn sie ihre Abenteuer erzählten, verstärkte unser Vorhaben. All ihre Erfahrungen integrierten wir in unser Camper-Projekt und nach drei Jahren Geldverdienen und Vorbereitung war es soweit.
Von Düsseldorf
ging es am Dienstag, den 26-igsten Juni 1973, los. Wir fuhren gen Süden, der Sonne entgegen. Die Sonne schien nicht nur am Himmel, sie war auch in unseren Herzen. Der Süden Europas gab uns genügend Zeit unsere Ausrüstung zu testen und uns an das Zigeunerleben im Camper zu gewöhnen.
Das Abenteuer Asien
begann mit dem Übersetzen der Fähre nach Istanbul. Die Spuren der Geschichte zeigten uns deutlich, wie stark die türkische Vergangenheit mit Europa verbunden war. Die Freundlichkeit der Türken war überwältigend und wir genossen viele Stunden mit ihnen bei duftendem Tschai. Im Pudding Shop in Istanbul gab es die neuesten Informationen, was auf der ‚Autostrada’ von Istanbul bis Nepal von Wichtigkeit war.
Der Iran
war das Land der schönsten Moscheen und fortschrittlichsten Menschen im Nahen Osten. Die Öffnung gegenüber dem Westen war überall spürbar.
Ängstlich fuhren wir nach Afghanistan.
Als wir über die iranische Grenze fuhren war Afghanistan ein Königreich, als wir es Richtung Pakistan verließen war es eine Republik. Von der Revolution sahen und spürten wir wenig. Wir erlebten ein freundliches Land das noch im Mittelalter lebte. Die Handwerklichkeiten dieses Volkes sind bewundernswert. Im Konvoi mit anderen Campern fuhren wir über den gefürchteten Khyberpass nach Pakistan. Dort empfing uns die große Hitze des indischen Kontinents vor dem Monsun. Es war unmöglich im Camper zu schlafen. Wir mieteten uns ‚Tschapoys’ und schliefen wie die Pakistani im Freien.
Indien begrüßte uns
‚by the millions’ mit ‚How are you mister? What’s your name? Where do you come from?’ Wir brauchten eine Weile uns daran zu gewöhnen, das es für Inder eine Privatsphäre so gut wie nicht gibt. Aber dieses kleine Handycap wurde durch die täglich neuen Schönheiten der verschiedensten Kulturen mehr als aufgehoben. Dem Monsun in Indien entgingen wir, indem wir nach Norden, in Richtung Nepal aufbrachen. Wir durchfuhren den Serai und hatten das Gefühl, daß es mehr Affen auf der Straße als im Dschungel gab.
In Nepal’s frischem Bergklima
ließen wir Körper und Seele ausruhen. Einiges Trekking durch die Berge des Himalaya zeigte uns die Schönheit des Yin & Yang Königreichs. Unsere Weiterreise nach Tibet wurde uns an der chinesischen Grenze nach dreitägigem Verhandeln verwehrt. Zurück ging's nach Indien, wo wir endlich die Ruhe fanden uns Indien anzupassen. Nie mehr als 100 km pro Tag fahren, und sich für Vieles was rechts und links von der Strasse lag Zeit zu nehmen. So genossen wir Indien vom Norden bis zur Südspitze.
Burma
verweigerte uns ebenfalls die Durchfahrt und so setzten wir mit dem Passagierschiff ‚Chidambaram’ von Indien nach Malaysia über. In Penang, einer ‚fast’ chinesischen duty-free Hafenstadt in Malaysia, brachten wir unseren Camper technisch auf Vordermann und versorgten uns mit Büchsenlebensmitteln aus aller Welt.
Thailand hielt was es versprach,
und wir waren von der Schönheit des Landes täglich auf’s Neue beeindruckt. Chiang Mai zeigte Charme und Tradition, und weiter ging es durch den Norden des Landes bis zum Mekong River. Dort fuhren wir unseren Camper auf ein Ponton, in der Nähe von Vientiane, zum Überschiffen des Mekong. Schon auf der Fähre nach Laos zeigte der Vietnamkrieg sein Gesicht. Mitten im Mekong näherte sich uns ein Speedboat, und übernahm sechs Kisten Waffen und Munition von dem neben uns stehenden Lastwagen. In zwei Minuten war alles vorbei. In Vientiane fanden wir einen Parkplatz für die Nächte neben dem Touristenbüro und wollten von dort aus nach Luang Prabang, zum Königspalast. Doch zu dieser Fahrt kam es nicht mehr. Eines Nachts wurde die Stadt von den Pathet Lao angegriffen, was uns deutlich machte, dass wir dort am falschen Ort zur falschen Zeit waren. Mit dem Ponton ging’s wieder zurück über den Mekong nach Thailand.
Von Singapur
flogen wir mit dem Flugzeug nach Indonesien und durchkreuzten von Djakarta aus die Insel Java mit dem Zug. Mit dem Bus fuhren wir nach Bali, wo uns ein Paradies erwartete. Täglich zeigten sich die Balinesen in farbigen Trachten und täglich feierten wir ein Fest mit ihnen. Zurück in Singapur fanden wir keinen Frachter, der uns und unseren Camper nach Nordamerika mitnahm, und so entschlossen wiruns zu einer schöneren Alternative: mit dem Camper auf ‚altbekannten’ Straßen zurück nach Europa fahren und von dort aus über den Atlantik.
Halbzeit
Eine leuchtende Skyline
begrüßte uns nach zwei Wochen auf See in den Vereinigten Staaten, Boston bei Nacht. Dann durchkreuzten wir ein Land, in dem man High Tech an einem Tag bewundern konnte und die schönsten Nationalparks am nächsten. Nationalparks an den schönsten Plätzen am Ozean, in den Bergen, in der Wüste. Die Staaten sind ein Paradies für Caravaning.
Südlich in Mexico
wurde es wieder abenteuerlich. Ängstliche Nächte in Kaktusfeldern wechselten mit Fiestas für mehrere Tage. Kulturelle Highlights sind über's ganze Land verstreut und traumhafte Campingplätze fanden wir in freier Natur, in den Bergen und an den Küsten. Kokosnüsse lagen zu unseren Füßen und Fische gab es reichlich im Meer.
In Guatemala,
mit seinen farbenprächtigen Märkten, stießen wir erneut auf den Transamericana Highway en Route nach Panama.
In Panama
mussten wir wieder unseren Instinkt des Überlebens einsetzen um durch und aus dem Land zu kommen. Der Panamericana Highway endete dort und wir verfrachteten unseren Camper auf’s Schiff mit dem Zielhafen Barranquilla in Kolumbien.
Kolumbien
verlangte die gleiche Vorsicht wie Panama und mit der Machete auf dem Armaturenbrett durchfuhren wir Berge und Dschungel.
Ecuador begrüßte uns zum Wasserfestival
und unsere Kleidung war bei Tagesende ein buntes Karnevalskostüm. Bananen kauften wir für einen Pfennig das Stück von den Kindern, welche entlang der zig Kilometer langen Bananenwälder ganze Stauden zum Verkauf anboten.
Hoch in die Anden
ging’s in Peru, wo wir die Solitude der Kordilleren genossen, auf kaltfarbenen Hochplateaus mit ausgefahrenen Schotterpisten. Hier und da begegneten wir Lamaherden in der schwach bewohnten Gegend, wo das Klima rau ist. Machu Picchu entschädigte uns für die Strapazen auf den schlechten Pisten mit einem schönen Blick übers Urubamba-Tal.
Entlang dem Titicaca See
ging’s abwärts nach Argentinien. Schöne Weinberge umgaben uns in Mendoza und gute Straßen führten uns nach Chile und wieder zurück nach Argentinien. Beide Länder befanden sich in politischer Aufruhr und überall waren Ausgangssperren verhängt. Einige Male wurden wir mit auf uns gerichteten Waffen aus dem Schlaf und dem Auto geholt, von den ‚Bösen’ wie von den ‚Guten’ Kämpfern.
Die südargentinische Küste
ist ein ungestörtes Naturparadies, wo wir Pinguine in der Wildnis sahen und Tage bei verspielten Seehunden verbrachten. In der Pampa aßen wir die besten Steaks und in Buenos Aires kleideten wir uns mit Lederwaren für den Winter ein.
Über Montevideo
fuhren wir entlang der Atlantikküste Urugays nach Brasilien, wo der Blick vom Corcovado auf Rio de Janeiro atemberaubend war und mir bei den Tanga Girls an der Copa Cabana die Luft weg blieb.
Dem Motor in unserem Camper
ging ebenfalls die Puste aus und sein Ölverbrauch stieg täglich. Ein Blick in unsere Kasse zeigte, dass unsere Reise zu Ende ging. Wir fuhren an die Iguazu Wasserfälle und beobachteten die Grenze nach Paraguay. Denn in Paraguay hatten wir einen Käufer für den Camper, nur war die Bedingung ohne Stempel im Pass und Carnet einzureisen. Am vierten Tag hatten wir das Problem gelöst, und der Käufer versteckte den Camper im paraguayischen Dschungel.